Sieben Mal wirst Du die Asche sein

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…aber einmal auch der helle Schein“. Muss mir dieser blöde Schlager jetzt durchs Hirn ballern, nur weil sein Dichter, Helmut Richter, er war Traktorist, Landarbeiter, Maschinenschlosser, Physiker, später Direktor des Johannes-R.-Becher-Instituts, gestorben ist und wir in unserer freundlichen Stimmung das Lied von Karat nachgehört haben? Ausstellungseröffnung einer sehr lange schon ehemaligen Freundin, Wendefotos in tristem Schwarz-weiß, über 25 Jahre ist es her, dass wir nachts auf der Warschauer Brücke den Gleisen nachsahen, in Istanbul ein Fest machten oder in einem hellblau gekachelten Imbiss im Bahnhof Friedrichstraße saßen. Ihr Mann fragt mich in wenigen Sätzen alles ab, Arbeit, verheiratet, rauchst du noch. Seine Augen schön wie früher, sein Geruch alt. Sie aber lässt mich stehen, sobald der nächste Bekannte reinkommt. Steh ich da. Wie ein blöder Clown. „Von der Welt durch Gelächter getrennt“. Aber es lacht keiner und die Welt ist auch nicht da. Besser ich geh auch. Unter der U-Bahnbrücke am Kotti werfen Männer in leuchtenden Warnwesten Müll in einen Container, sie hantieren ungeschickt mit einer Schubkarre herum, von ihrem roten Einsatzwagen wird irgendwas verteilt. Die Nacht glänzt, ich setze mich bei Crunchy Pizza auf die Gasse und trinke ein Bier. Danke Oma, sagt der junge Mann, als er mir das Wechselgeld gibt. Geh ich jetzt öfter hin, vielleicht. Viel leicht.

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2 Antworten zu Sieben Mal wirst Du die Asche sein

  1. eimaeckel schreibt:

    Ja, die Vernissagen wärmen nicht. Da ist am Imbiss schon heimeliger.

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