Kleine Schritte, kein Plan. Wege enden in fremden Gärten. Limonen, Bananen, Ananas, Papayas. Es gibt keine Sackgassen. Pfade verlieren sich im Gebüsch. Führen zu Holzhäusern, zum Flussufer, auf Felder. Schlange, grau mit gelbgrünem Zackenmusterstreifen, kreuzt. Sonnige Felsen im Flüsschen, damit ich innehalten und seinem Gluckern zuhören kann. Hennen flüchten mit ihren Küken ins hohen Gras. Plastiklatschen an der Uferböschung, Jungen fischen mit Plastiktüten. Köter kläffen um ihre Reviere, samtige Welpen tölpeln zwischen meinen Beinen herum. Bananenstauden, Kaffeeplantage, Kohlschösslinge in Reihen, Bäche flüstern aus dunklem Unterholz. Bambus knackt. Safrangelbe Katzen, ein Tempel bei einem Hohlweg, die Müllabfuhr leert eine grüne Tonne und wendet. Ein junger Mönch mit flächendeckender Tätowierung fegt Blätter vom Weg. Stoppelfelder. Heuernte. Wann habe ich das zum letzten Mal gesehen? Ein Alter mit Wanderstock und betelroten Zahnstummeln lächelt breit. Er ist der einzige Fußgänger, der mir begegnet. Ein Bauer im Hawaiihemd wässert sein Feld mit einem Gartenschlauch. Ein Hirte döst im Schatten in einer Hängematte, auf seinem Moped steht ein großes Kofferradio, aus dem Musik dödelt. Die schwarzgrauen Büffel springen schreckhaft aus dem Wasser und stehen auf dem Weg. Blüten, Schmetterlinge, ein Moped wirbelt Staub auf. Es gibt kein Ziel. Oh doch: die Ananasverkäuferin beim Tempel. Sie ist nicht mehr da. Dafür probiere ich ein köstlich scharfes Schmalzgebäck aus Grünzeug, für das ich nicht bezahlen darf.
Der Scheiterhaufen hat sich inzwischen mit Lamettagirlanden und bunt blinkenden elektrischen Lichterketten in einen weihnachtsbaumlichen Thron verwandelt. Frauen haben den ganzen Tag über das tortenartige Podest mit weißen Orchideen und Schleierkrautwedeln geschmückt. Ein hölzerner Sarg steht nun hoch unter dem Baldachin, ein gerahmtes Foto zeigt das Porträt des verstorbenen Mönchs. Meine Gastwirtin hat weiße Trauerkleidung angezogen. Zum Anbruch der Nacht findet sich die gesamte Bevölkerung von Umphang beim Tempel ein. Die Frauen sitzen auf gelben Bastmatten in der offenen Säulenhalle. Ein paar Mädchen holen sich zwanglos eine Plastikschale Reis und Sauce von einem Tisch mit Essen gegenüber des Altars. Der ist von vier Elefantenstoßzähnen flankiert, Erinnerung an die noch nicht lange vergangene Zeit des Wilderei-Reichtums. Die männlichen Honorationen nehmen auf weiß eingepackten Plastikstühlen auf dem Vorplatz unter Zeltdächern Platz. Orangefarben gewandete Novizen bilden paarweise ein Spalier. Hinten, am Rand der neonbeleuchteten Bereiche, sitzen ein paar Arme und Alte, Wollmützen tief in den Hutzelgesichtern. Da setze auch ich mich hin, strategisch blöd, wie ich später merke, weil ich da nicht ungesehen wegkomme. Ein Animateur spricht und scherzt über Mikrofon und bittet wahrscheinlich um großzügige Donationen in die Holzbox mit Sichtscheibe. Dann beginnt der gefühlt endlose Sermon des Priesters über Lautsprecher. Eine Schar Kinder in einem Pavillon zappelt unruhig herum. Die ersten Mütter schleichen sich davon. Der Vorbeter lobt ausführlich das Buddha-gefällige Leben des Mönchs und stimmt wieder seinen monoton meditativen Rampampam-Singsang an. Hände gefaltet, andächtiges Stillsitzen. Das wird hier nichts mit Feuer. Dann ertönt plötzlich heitere Musik, die Novizen treten ab und Mädchen verteilen kunstvoll gefaltete Bananenblattschälchen mit süßem, gallertartigem Reispudding. Ommm.
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Gut festgehalten, der Augenblick. Alles bleibt so offen und bedeutungslos, wie man es auf einer Reise erfährt: Eine Reihe von Eindrücken, die einfach da sind, ohne dass man reagiert oder bewertet. Deine Frage: Wann habe ich das so etwas das letzte Mal gesehen? kam mir in Kambodscha auch, als ich die Ruhe erlebte und die alten Maschinen sah: Es war meine Jugend auf dem Land, Mitte der 60er in die ich mich zurückversetzt fühlte.
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danke! und ja genau, die Jugend auf dem Land
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Gibt es auch Wasserbüffelkäse? Bestimmt sind die Büffel vorsichtig zur Seite gegangen.
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das wär dann so was wie wassermozarella? Aber mit MilchKäse und Milch ham die es hier nicht so. Und die schön gebadeten Tiere sind nach kurzem,Schreck vor mir gleich davon galoppert.
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Ach, Du zeichnest so lebendige Bilder mit Deinen Worten.
Ich kann mich in sie hineinträumen und so an Deiner Reise teilnehmen. Das ist schön.
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Danke! für mich ist es sehr schön, das alles nicht nur alleine zu erleben.
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