Die Leere im Kopf hat laut Freundin Iris durchaus was Buddhistisches, auch wenn sie nicht durch Meditation sondern durch Benutzung des Liegewagens entsteht. Der brachte mich sehr komfortabel von Chiang Mai nach Bangkok, dort bezog ich ein Zimmer in enem Gasthaus in der Gasse voller nur noch von Katzen bewohnter Abrissblocks beim Bahnhof. Es gibt mehrere verwinkelte Terrassen, die oberste, die ich mit einem netten jungen Mann aus Bautzen teile, hat eine Dusche unter freiem Himmel. Wegen der täglich gegossenen Topfpflanzen hat es auch Moskitos. Aber wir wollen jetzt mal nicht kleinloch sein, dagegen gibts ja Gift aus der Dose. Im Liegewagen jedenfalls entstand diese Besinnungübung: wie viele getrocknete Fische, wie viele Seidenschals, wieviele plüschige Kinderschlafanzüge mit Hellokitty-Aufdrucken, wievieleFlipflops, wieviele Pumps, (umd warum nicht golden wenn schnon?) wieviele Turnschuhe, wieviele Nylonrucksäcke mit wievielen Reißverschlüssen, die kaputt sind, bevor sie zu, ersten Mal geschlossen wurden, wie oft im Glitzern der Goldketten erblinden, wie lange in der Überschwemmung des Billigzeugs ertrinken… ich habe nichts zu sagen, das dem Überfluss der Dinge eine Bedeutung verleihen könnte, nichts zu bemerken, das der unmittelbaren Sehnsuchtsstillung ein Gefühl hinzufügen würde, ich bin hier und es ist ohne jeden Sinn, ich habe keine Absichten und kein Ziel, bin bestenfalls ein Hinderniss, um den der Strom höflich herumfliesst, eine Plastiktüte, die eine Weile oben treibt, sich verhakelt und dann untergeht, ein aufgewirbeltes Staubkorn, das in einem Lichtstrahl tanzt, ein Holzspießchen, an dem Ananassaft klebt, ein letzter Lichtreflex, bevor die Dämmerung mich verschluckt, ein Wunsch, der in der Gosse landet. ein Stuckschnörkel, der abgeblättert ist, ein Balken, der verwittert ist, ein Haus ohne Leute. Ein Tupfer in einem Aquarell, ein Pixel in einer Momentaufnahme, ein Sonnenfleck, der gleich ein Schatten ist, substanzleicht, von keiner Dauer, in einem Strudel aus buntem Plastik, das nicht zerfällt, während wir längst zu Kompost vergangen sind, vergammelte Bananenschalen, verfaultes Papajafleisch, Rattenhumus aus matschigen Knochen, die Oberfläche tanzt. Jaja, dann doch besser noch mal in Chinatown verirren.
Was für ein Text! Was für eine Fahrt! Was für eine Reise! Danke!
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Danke soooo sehr! Das ist essentielle Reisebegleitung, lg s
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