Reiselogistik

image

Herrn Wang gefallen meine Fotos seines Mopeds in der Landschaft so gut, dass er sie gerne auf seine webseite stellen würde. Aber unsere digitalen Geräte verstehen sich nicht, und email ist völlig abwegig. Zum lesen, schreiben oder auch telefonieren benutzt man die Dinger hier nicht. Im Bus nach Vientiane sitzt eine ceylonesische Kinderärztin aus Genf neben mir, wir sind die einzigen Touristen im Bus. Sie will von Pakxan aus nach Phonsavan zur Ebene der Tonkrüge. Ein paar der sieben Stunden Fahrtzeit bin ich versucht, auch dorthin zu fahren. Aber die Vorstellung von weiteren acht,  wahrscheinlich zehn Stunden für ca 220 km durch Berglandschaften schreckt mich ab und so fahr ich bis in die Hauptstadt durch. Die ganze Strecke über ist der Straßenrand mit Plastikmüll gesäumt. Wenn ich Diktator wäre, würde ich Plastiktüten verbieten und kollektive Zwangsarbeit zum Müllsammeln anordnen. In Ruanda geht das doch auch. Oder man müsste die Sammler für den recycelbaren Rohstoff bezahlen. Wie früher für das Altpapier und das Alteisen. Ja, das hab ich noch erlebt, so alt bin ich schon. Während mir solcher Mist durch den Kopf geht, werd ich immer niedergeschlagener. In Vientiane schleppen mich zwei nette Damen aus Serbien zu ihrem Hostel, wo man mir eine fensterlose Zelle mir Stockbetten für den Preis meines kolonialen Palastzimmers in Thakhet anbietet. Nach weiterem müdem Rumsuchen finde ich eine Absteige, die immerhin gleich zwei Dachterrassen hat. Nach einem Reisküchlein am Stiel vom Holzkohlengrill gehts wieder besser. Und dann sehe ich die erste Buchhandlung in Laos. Mit schönen und teuren Büchern in Englisch und Französisch, also für uns Touristen. Und an jeder Ecke Buden, die Bustickets überallhin verkaufen. Aber ich muss erstmal einfach nur bleiben. Klamotten waschen, den Markt finden, die Uferpromenade entlang spazieren, komisches Zeugs zum essen probieren, noch viel langsamer sein.

 

 

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, asien, Errinnerung, Fluss, Laos, Memory, reis, Reise, Tempo, tourismus, travel abgelegt und mit , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

9 Antworten zu Reiselogistik

  1. Plastiktüten verbieten … hat heute ein Dealer, der nicht „wirklich“ heißt. Aber fast.

    Like

  2. Frau Tonari schreibt:

    Das mit dem Plastikzeugs überall nebst Autoreifen ist mir auf Mauritius im November auch übel aufgestoßen.

    Like

  3. docvogel schreibt:

    ja, traurig, es scheint fast überall in der armen Welt so zu sein, (außer auf den Trobriand Inseln, da wird jeder Fitzel Dosenblech und Plastik benutzt, und sei es von den Kindern, um Flugdrachen zu bauen. Aber die sind eh ein ganz anderer Fall)

    Like

  4. eimaeckel schreibt:

    Luuumpen, Aaaalteisen…! Das rief der „Alträucher“ aus dem Fahrerhaus seines öligen Pritschenwagens. Dazu läutete er eine Messingglocke. Wir Kinder warteten jede Woche auf die Glocke, gespannt, was die Nachbarn aus den Kellern und Schuppen kramen würden. Bei unserem Haus gab’s nichts zu holen.
    So alt bin ich schon. Und Plastiktüten sind inzwischen verboten. Freuen wir uns, das wir das noch erleben dürfen. 😉

    Gefällt 2 Personen

    • Olpo Olponator schreibt:

      „Eiiiiis’nnn ! … Feeezz’nnn ! … Meeessinnnngg ! … Da Hooodan-Mau is doooo !!“
      Fezzn ist ein Ösi-Wort für Lumpen. „Hodan“ sind sehr alte, verschlissene Stoffe. Oder auch Schlager, Evergreens, sogar Pop-Ohrwürmer wurden noch so bezeichnet, schichtspezifisch halt. Langsame Hodan fallen in die Kategorie „L’amuur-Hatscha“.
      So alt bin auch ich schon.
      😉

      Gefällt 2 Personen

  5. docvogel schreibt:

    ha, und ich horte inzwischen Plastiktüten…

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar