Heimat, deine Sterne

am Kocher

am Kocher

Drei Trommler am Kocher. Sie trommeln den ganzen Nachmittag. Sie kommen aus Ghana, sagen sie in gutem Schwäbisch. Vor was muss man denn da weglaufen? Ich trau mich natürlich nicht zu fragen. Früher gab es in der kleiner Kreisstadt nie Schwarze. Jetzt sind es viele, junge Männer alle, sie sitzen auf den Bänken am Kocherufer, Schlabberhosen, Smartphones und Kopfhörer. Sie warten. Ein Stück weiter wummert Techno. Eine Schulklasse feiert Abitur mit einem Alkoholika-Picknick. Sie liegen auf karierten Decken im Gras. Wir gehen Cappucchine beim neuen Türken am oberen Ende der Hauptstraße, die Sonne wärmt, meine Mutter ist mit Schal und Mütze eingepackt. „Heimat, deine Sterne“ stößt ein Heimbewohner wiederholt hervor, nur selten im Singsang ergänzt zu „sie leuchten so klar und so hell“. Er sitzt dabei mit geschlossenen Augen am Tisch. „Ich bin bereit. Vorwärts, Kameraden zum Rückzug“. Auch „Jud, jud, jud“ murmelt er und im verzweifelten Befehlston „Lore!“. Zwei andere Patienten antworten manchmal mit zackigem „Ja!“ Dann ist wieder Ruh.

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